Theaterkritik: „Die Sonny Boys“ im Rabenhoftheater

© RABENHOF/ Udo Leitner
© RABENHOF/ Udo Leitner

Seit dem 10.2.2016 wird im Rabenhoftheater eine Interpretation des Broadwaystückes  Die Sonny Boys von Neil Simon aufgeführt. Die Hauptrollen sind mit Österreichs wohl bekanntestem Humoristenduo Stermann und Grissemann besetzt.

Die Handlung ist zeitlich elf Jahre in der Zukunft, um genau zu sein 2027, verortet. Otto Schenk hat gerade seinen hundertsten Geburstag zelebriert, sämtliche Nestroystücke werden von Schauspielern mit Migrationshintergrund neu inszeniert und das Erfolgsteam Stermann und Grissemann ist seit über einen Jahrzehnt Geschichte. Ein Witz über den Propheten Mohammed bei der Starnacht am Wörthersee hatte den damaligen ORF-Chef – ein Muslim – dazu veranlasst, das Ende der TV-Präsenz des ungleichen Duos einzuläuten. Christoph Grissemann verbringt seine Tage allein in seiner Wohnung, wo er mithilfe des TV-Gerätes in alten Erinnerungen schwelgt und als Teewasser mitunter auch Vodka verwendet. Rollen – meistens für Werbespots – sind rar gesät und durch seine unkooperative Persönlichkeit hat seine Managerin Magda (Magda Kropiunig), die auch Grissemanns Cousine ist, ihre liebe Not, den Vetter zu vermitteln – das einzige was diese bei ihren wöchentlichen Besuchen managet, ist der Haushalt. Eines Tages jedoch eröffnet Magda, dass Grisseman für eine ORF-Show angefragt wurde, die sich in guter alter Fernsehnostalgiemanier kabarettistischen ORF-Sendungen widmet und deshalb Stermann und Grissemann wieder auf die Bühne holen möchte, damit diese ihren erfolgreichsten Sketch ein letztes Mal aufführen – „Die deutsche Kochschau“. Grissemann weigert sich jedoch, schließlich habe ihn Stermann gegen Ende ihrer gemeinsamen TV-Karriere immer wieder bespuckt und zwar indem er irgendwann einmal nur noch Wörter mit „T“ verwendet habe. Doch obwohl sich der cholerische Cousin massiv dagegen wehrt, gelingt es Magda schließlich doch, ein Treffen zwischen Grissemann und Stermann, der mittlerweile bei seiner Tochter in deren Haus in Stranzendorf inklusive Steingarten lebt, zu arrangieren. Und das Drama nimmt seinen Lauf.

Metafiktionales Vergnügen

Die beiden Stars des Stückes werden bekanntermaßen eher mit Kabarett in Verbindung gebracht, tatsächlich ist Sonny Boys ein Theaterstück, mit einer durchgängigen Handlung, vier Akten und einer konservativ-realistischen Kulisse. Die Szenen spielen sich in Grissemanns Wohnung und in einem Fernsehstudio ab. Das Originalstück wurde 1972 uraufgeführt, 1975 mit Walter Matthau und George Burns verfilmt. Die Regie für die Neuinszenierung übernimmt diesmal Thomas Gratzer.

Seit jeher bietet das Showbusiness und seine Mechanismen Stoff für unzählige Theaterstücke, Filme, Musicals und dergleichen. Oft wird die Fiktion mit der Wirklichkeit vermischt, so wie etwa in Billy Wilders Hollywood-Satire Sunset Boulvevard. Auch Gratzers Sunny Boys bedient dieses Schema, immerhin sind die Protagonisten ja Teil der real existierenden Medienwelt und auch die Charaktere die sie verkörpern entsprechen dem Image, mit dem man sie verbindet. Grissemann ist auch im Stück ein zynischer Grantler, der dem Alkohol zugetan ist und Stermann repräsentiert den vernünftigen, stoischen Gegenpart des Duos. Mit Peter Rapp als Moderator von „Was haben wir gelacht“, sowie der einstige Burgtheaterdirektor Matthias Hartmann (beider Auftritt erfolgt über Video-Einspieler), wobei letzterer im Jahr 2027 Chef des ORF ist und in dieser Funktion auch die Inszenierung der „Deutschen Kochschau“ übernimmt, sind zwei weitere Prominente der österreichischen Kulturlandschaft mit dabei. Auch andere Schauspieler und Kabarettisten werden während der Handlung zur Sprache gebracht.

Hassliebe

Dennoch hält sich Gratzers Inszenierung relativ eng an die Vorlage, so bleibt der Verlauf der Handlung gleich und auch einige Dialoge werden übernommen. Das funktioniert wohl deshalb so gut, weil die Protagonisten Al Lewis und Willy Clark Ähnlichkeiten mit Grissemann und Stermann aufweisen. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass das gegensätzliche Pärchen, bestehend aus dem zynischen Menschenfeind und seinem besonnenen, zugänglicheren Gegenstück, beliebter Stoff für Komödien bildet und auch Österreichs beliebtestes Fernsehduo diese Beziehungsdynamik wohlwissend kultiviert und perfektioniert hat. Die Geschehnisse auf der Bühne wirken deshalb so, als könnten sie durchaus auch im „echten Leben“ passieren, und manchmal ist man als Zuschauer sogar geneigt, zu vergessen, dass es sich lediglich um ein Theaterstück handelt, würden die Darsteller nicht hie und da die Vierte Wand durchbrechen – so besteht etwa ein Running Gag darin, dass Besucher vor Grissemanns Wohnungstür von außen in die Wohnung greifen um diese zu entriegeln.

Die Sonny Boys im Rabenhoftheater ist ein vergnügliches Stück – nicht zuletzt auch deshalb weil ausgerechnet die Meister des absurden Humors in einem eher klassisch inszenierten Schauspiel zu sehen sind.

Die Sonny Boys
Seit 10.2. im Rabenhoftheater
mit Christoph Grissemann,
Dirk Stermann, Magda Kropiunig

Termine unter: http://www.rabenhoftheater.com/spielplan/

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